„Mach Dich stark für Patientensicherheit: Sichere Medikation“ ist das Motto des Welttages der Patientensicherheit, der am 17.09.2022 mit zahlreichen Aktionen unterschiedlicher Akteure an verschiedenen Orten für Sicherheit in der Arzneimittelversorgung und Qualität in der Arzneimitteltherapie wirbt.
An diesem, von der WHO initiierten und vom Aktionsbündnis Patientensicherheit geförderten Aktionstag, können sich Einzelpersonen und Institutionen der Patientenversorgung mit guten Ideen zur Verbesserung der Medikationssicherheit beteiligen. Der Aktionstag findet auf freiwilliger Basis statt und verfolgt das Ziel, das Problem mangelnder Medikationssicherheit in der Patientenversorgung im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit zu verankern. Flankiert wird der Aktionstag durch das 2020 verabschiedete Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG), durch das Krankenhäuser verpflichtet werden, bis zum Januar 2025 die Medikamentenversorgung der Patienten auf Basis eines digitalisierten Konzepts nach dem Prinzip „Closed Loop Medication Administration“ (CLMA) in Verbindung mit einer Unit Dose – Organisation zu etablieren.
Hintergrund: Das Problem
> Der Prozess der Medikamentenversorgung von der Medikamenten-Anamnese bei Aufnahme bis zur Medikationsempfehlung bei Entlassung ist ein komplexer, stark arbeitsteiliger Prozess mit einer Vielzahl von Fehlermöglichkeiten.
> Jährlich führen Medikationsfehler zu etwa 250.000 Krankenhauseinweisungen; das entspricht zirka 5% der Krankenhausfälle. In Krankenhäusern sind zwischen 19 und 35% aller Fehlerereignisse mit einer Patienten-schädigenden Wirkung auf Arzneimittelirrtümer zurückzuführen. Zirka 15.000 Patienten versterben jährlich in deutschen Krankenhäusern als Folge eines Arzneimittelfehlers. Unabhängig von gesundheitlichen Beeinträchtigungen und spürbaren Einschränkungen des Wohlbefindens für betroffene Patienten bewirkt jeder nicht fatale Medikationsirrtum im Durchschnitt zirka 3.000 € zusätzliche Kosten.
Problemlösung: Stärkung der Resilienz in der Arzneimittelversorgung
> Insbesondere in amerikanischen, englischen und niederländischen Krankenhäusern werden „Elektronische Versorgungsschrank-Systeme“ eingesetzt, um Medikationsirrtümer zu vermeiden, und damit insbesondere die Pflegekräfte auf Station zu entlasten.
In Zeiten der Pandemie, in denen wiederum gerade das Pflegepersonal besonders belastet ist, kommt es darauf an, durch Einsatz fehler-toleranter und handhabungs-freundlicher Technologien zur Arbeitsentlastung beizutragen und den Medizinbetrieb für den Patienten sicherer zu machen.
Aber auch in pandemie-freien Zeiten sind die Beiträge zu Patientensicherheit und Wirtschaftlichkeit in der Arzneimittelversorgung durch elektronische Versorgungsschränke überzeugend (siehe Abbildung).
> Krankenhäuser, die dieses System eingeführt haben, berichten von deutlich weniger Medikationsfehlern in Verbindung mit einer hohen Akzeptanz durch das Pflegepersonal sowie einem Rückgang der Rate an ungeplanten Arzneimittelwirkungen von 3,5 auf 0,5 pro 1.000 Patienten.
> Das Arzneimittel-Organisationskonzept der elektronischen Versorgungsschränke erfüllt auch die Anforderungen einer „Closed Loop Medication Administration“, wie es vom KHZG zur Umsetzung bis zum Januar 2025 für alle Krankenhäuser gefordert wird.
Hinweis:
Eine ausführliche Diskussion der Verbesserung der Patientensicherheit im Bereich der Arzneimittelversorgung führen Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff und Roger Fernandez (Director Pharmacy, King´s College Hospital London) auf dem BKK-THINKTANK am 7./8. Dezember 2022 in Berlin. https://www.beschaffungskongress.de/de/BKK-THINKTANK
Weitere Informationen zum Thema Stärkung der Krisenresilienz im Gesundheitssystem und im Medizinbetrieb durch Digitalisierung findet man in dem aktuell erschienenen Buch von W. von Eiff und H. Rebscher: „Krisen-Resilienz: Wie Corona das Krisenmanagement des Gesundheitssystems verändert“, medhochzwei-Verlag 2022 und über folgenden Link: https://www.medhochzwei-verlag.de/Video/Details/119766